Peinlich, peinlich
Wisst ihr, was peinlich ist? Also so richtig peinlich??
Wenn man nur schnell den Mietwagen zurückbringen möchte, schnell noch zur Tankstelle fährt, die 3 verbrauchten Liter für 4 Euro auffüllt, Richtung Kasse läuft und dann merkt, dass der Geldbeutel zu Hause liegt. Peinlich!
Was tun?
Mir sind natürlich mehrere Möglichkeiten durch den Kopf geschossen. Erstmal hab ich sämtliche Jacken- und Hosentaschen ausgeleert, in der Hoffnung, auf vier Euro zu stoßen. Ich mein: Vier Euro!! Bei 100 Euro wär klar gewesen, dass ich gar nicht erst suchen muss. Aber vier? Kullern ja vielleicht irgendwo rum. Neben einem Hustenbonon, einer Münze für die Waschanlage, einem Lippenstift und tausend Kassenbons hat sich tatsächlich ein Euro anfinden lassen. Aber halt nur einer.
Also: schnell den Mann anrufen? Aber was soll der denn tun? Er ist 20 km entfernt und hat ja auch kein Auto. Beamen ist noch nicht erfunden worden, also kann er mir kein Geld schicken. Irgendwelche Bekannten aktivieren? Wegen drei Euro 20 km fahren lassen? Peinlich! Also: nein.
Am einfachsten: den Ausweis hinterlegen an der Kasse mit dem Hinweis, dass ich später nochmal wiederkomme. Als Pfand. Aber: ich hab ja meinen Geldbeutel nicht dabei. Und wo ist der Ausweis? Richtig!
Ich hab dann das Einzige gemacht, was in dem Moment möglich war: ich bin zur Kasse gegangen und habe “gestanden”. Peinlich!
Aber: siehe da! Die Kassiererin war sehr freundlich und hat abgewunken. Ich soll halt einfach später nochmal wiederkommen und die fehlenden drei Euro vorbeibringen. Bis 22:00 sei sie da.
Ich hab den Mietwagen dann zurückgegeben, bin mit unserem Auto (in dem leider auch keine drei Euro rumlagen) nach Hause gefahren, hab drei Euro geholt, bin wieder hingefahren und hab meine Schulden beglichen.
Insgesamt ein teurer Spaß, wenn man die gefahrenen Kilometer beachtet. Aber: das Problem war gelöst.
Manchmal schieben wir unangenehme oder peinliche Situationen vor uns her in der Hoffnung, dass die sich irgendwie auflösen werden. Wir schlafen schlecht und schlechter, wir haben weniger Appetit, wir werden nervös und nervöser und unser Körper findet irgenwann Mittel und Wege, um uns zu zeigen, dass es so nicht geht. Magengeschwür, Herzinfarkt, Schmerzen – das sind nicht ohne Grund ein paar der “Holy Seven” der psychosomatischen Erkrankungen.
Deshalb: Augen zu und durch! Klar war mir das unangenehm – aber ich konnte ruhig schlafen, und heute ist es eine Erfahrung, die ich gemacht habe – die mich aber nicht belastet.
Jeder von uns hat tausend kleinere und größere Dinge, die er vor sich herschiebt, weil sie unangenehm und peinlich sind. Das ist auf Dauer ungesund!
Nicht: Runterschlucken und die Vogel-Strauß-Taktik sind erfolgversprechend, sondern Augen zu und durch! Und manchmal geht´s viel leichter, als man erst denkt.
An dieser Stelle:
Herzlichen Dank an Jasmin von der Walther-Tankstelle! Du bist der Hit und hast meinen Tag gerettet 🙂